Am Linsenbergweiher bei Göllsdorf befindet sich ein Naturschutzgebiet mit vielen seltenen Vogelarten.

Auf Vogelschau mit Oliver Burry

Sumpfrohrsänger kann bis zu 100 Vögel imitieren: Sonja Rajsp und Oliver Burry vom Nabu im Naturschutzgebiet unterwegs

Ich war mit Oliver Burry vom Naturschutzbund (Nabu) im Naturschutzgebiet Linsenbergweiher bei Göllsdorf unterwegs. Burry, seit 2017 erster Vorsitzender des Nabu Spaichingen, hat seit 30 Jahren Erfahrung im Bereich Artenschutz. „Mit 13 habe ich angefangen zu kartieren, der Rotmilan hat mein Interesse geweckt.“ Seitdem hat er sich viel Wissen angeeignet, er erkennt 140 Vogelarten am Gesang.

Dieses Wissen präsentierte er mir am verganenen Donnerstag. Goldammer, Reiherente, Sumpfrohrsänger, Teichrohrsänger, Wasserralle und Feldschwirl begegnen den beiden. Vor allem die vielen Feldschwirle mit ihrem Rrrrr, Rrrrrr beeindrucken den Fachmann Burry. „Das ist ein guter Indikator für dieses Feuchtgebiet mit seinem breiten Schilfgürtel“, erklärt er.

Schwieriger ist es beim Braunkehlchen, das leider nichts von sich hören und sehen ließ. „Braunkehlchen brauchen eine halboffene Landschaft, großräumige Flächen und halbhohe Hecken“, weiß Burry. Die Steinriegelhecken, die zu Baumreihen geworden sind und jetzt wie Stellwände in der Gegend stehen, seien da kontraproduktiv. Man könnte hier noch viel an Bäumen wegnehmen, dann käme auch das Braunkehlchen wieder zurück. Auch Raubwürger und Neuntöter brauchten die freien Flächen.

Die Problematik des Zuforstens ist auch mir bekannt. Viele Ausgleichsmaßnahmen fordern Aufforstung, dabei wäre es für viele Tiere, die auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen, in unserer Kulturlandschaft viel eher angebracht, zu lichten und Flächen offenzuhalten. Offenhaltung ist aber mit viel Aufwand verbunden. Landwirtschaft, Nebenerwerbslandwirtschaft und Schäferei sind hierfür unschätzbar wertvoll.

Das gilt vor allem auch für das Auerhuhn, das sich in reich strukturierten, halboffenen Kiefernwäldern mit Heidelbeerbewuchs wohlfühlt. Das ist am Linsenbergweiher noch nie heimisch gewesen, wohl aber im Westen des Landkreises. Noch gibt es eine Population bei Schenkenzell. In Tennenbronn gibt es zwar den Auerhuhn-Wanderweg, aber nicht das dazu passende Tier. Strategisch ist die Gegend bei Lauterbach und Schramberg als „Übertritt“ sehr wichtig, da sich hier die verschiedenen kleinen Populationen des Nord-, Mittel- und des Südschwarzwaldes „begegnen“ könnten, was auch gut für den Genpool wäre. Leider zählt Auwerwild zu den sogenannten „Klimaverlierern“ – vielerorts ist es den scheuen Tieren hier nicht nur zu eng und laut, sondern auch zu warm geworden.

Oliver Burry brennt für den Artenschutz. Vieles habe man erreicht, aber vieles sei verlorengegangen. „Wenn ich meine heutigen Kartierungen mit denen aus meiner Anfangszeit vergleiche, dann könnte ich heulen“, sagt er. „In 30 Jahren haben wir 40 Vogelarten verloren. Aber ich kämpfe weiter.“ Klimaschutz ist wichtig, aber Artenschutz auch.

Klimaschutz und Artenschutz führen manchmal zu Zielkonflikten, das wissen wir alle. Wenn zum Beispiel Windräder wichtig sind, um sauberen Strom aus erneuerbaren Energien zu produzieren, muss selbstverständlich der Artenschutz genau geprüft werden.

Und wenn es den Anschein hat, als würden viele verschiedene Vögel singend im Gebüsch hocken, dann ist das der Sumpfrohrsänger, der den Gesang von bis zu 100 Vogelarten imitieren kann. Dieser begabte Vogel gab uns ein Konzert und imitierte Star, Spatz, Blaumeise, Rauchschwalbe und Amsel.

DANKE an Oli – es war ein sehr informativer, entspannter, lehrreicher und lustiger Abend!

Hier noch ein paar Impressionen: