„Wir reiten ein totes Pferd“

Wir beantragten im Regionalverband Vertagung der Entscheidungen bezüglich des regionalen Gewerbegebiets Sulz

Einen neuen Blick auf das geplante regionale Gewerbegebiet in Sulz wünschen wir Grünen zusammen mit der ÖDP und haben daher beantragt, den Punkt von der Tagesordnung der letzten Sitzung des Regionalverbands in Villingen zu nehmen. Denn mittlerweile hat sich nicht nur eine Bürgerinitiative gebildet, die es verhindern will, auch sind zahlreiche Grundbesitzer, Landwirte vor allem, nicht bereit, ihr Land für ein Gewerbegebiet herzugeben.

Als stellvertretende Fraktionsvorsitzende habe ich die Forderung begründet: „Es gibt so viele offene Punkte und Zweifel, dass dieses Projekt noch zeitgemäß ist!“ Dazu gibt es inzwischen auch eine Petition gegen das Gewerbegebiet, aber auch zahlreiche Einwände von Behörden und Naturschutzverbänden in ihren Stellungnahmen als Träger öffentlicher Belange. Und eine nötige neue Sichtweise, die wir Grünen fordern. „Damals war das eine gute Idee: Wertschöpfung in die Region holen, die Arbeitslosigkeit mindern, und Flächen schien es noch unendlich zu geben. Die heutige Situation ist eine andere.“ Nämlich auch der Verlust von 80 Hektar wertvollem Ackerland, die der Landwirtschaft hier endgültig verloren gehen. Und es fehlt an Interessenten, wie unser Antrag betont: Seit 27 Jahren hat sich kein Investor gefunden, der ernsthaft und dauerhaft Interesse hat. Erst kürzlich hat ein Batteriezellenhersteller zwar Interesse gezeigt, müsste für das Vorhaben aber Unmengen von Neckarwasser abzapfen, dazu fehlt es massiv an Fachkräften. 

Statt Ackerland zu Gewerbegebieten zu machen, muss die Digitalisierung vorangetrieben werden, so unsre Forderung: „Transformation findet nicht nur in Fabrikhallen statt, sondern an Computern! Hier müssen wir vorangehen. Dafür braucht es kein regionales Gewerbegebiet, und wir können uns die Versiegelung der Flächen sparen.“ All diese Punkte ließen unsere Fraktion daran zweifeln, dass die Weiterführung der jahrzehntelangen Planung in ihrer Sinnhaftigkeit ebenso wie im Blick auf die Kollateralschäden noch zeitgemäß ist. „Wir reiten ein totes Pferd, und nach 27 Jahren sollte man absteigen.“

Unser Antrag wurde mit der Mehrheit der anderen Fraktionen abgelehnt, die Versammlung stimmte dafür, die Planung des Gewerbegebiets weiterzuführen. Wir Grünen werden jedoch weiterhin gegen das Gewerbegebiet kämpfen, zusammen mit der Bürgerinitiative Pro Mühlbachebene, den Landwirten und den Naturschutzverbänden NABU und BUND.