Frauenstammtisch: Warum es wichtig ist, dass Frauen sich politisch engagieren


Am Dienstag fand der dritte grüne Frauenstammtisch statt, mit dabei erstmals auch Frauen, die kein grünes Parteibuch haben. Denn es ging um die Frage, warum Frauen in der Politik unterrepräsentiert sind. Angestoßen hat das Thema die Frage eines Redakteurs der ZEIT, der von mir wissen wollte, warum im Rottweiler Kreistag deutschlandweit mit am wenigsten Frauen sitzen. Im Lauf des Abends stellte sich allerdings heraus, dass es im Kreis Biberach auch nicht besser aussieht. Hier nämlich engagiert sich Prof. Dr. Anja Reinalter, Vorsitzende des Landesfrauenrats, und sie machte deutlich: Es ist nach wie vor häufig so, dass die Frau zuhause bleibt und auf die Kinder aufpasst, und das wird durch Corona noch verstärkt. Ich habe dann gesagt, wie wichtig es ist, die Männer in die Verantwortung zu nehmen, sie mehr in die Organisation des Familienlebens einzubinden. Es gibt nichts Schöneres als abends nach Hause zu kommen, und die Familie wuselt und das Abendessen ist fast fertig!

Ändern sich diese eingefahrenen Strukturen nicht, wird es Müttern, vor allem alleinerziehenden, schwer gemacht, an Sitzungen teilzunehmen und sich so zu engagieren. Dabei wäre es, um diese Strukturen zu ändern, gerade so wichtig, dass Frauen in den Gremien sitzen, meinte Dr. Anja Reinalter. Acht Jahre lang hat sie sich dafür eingesetzt, dass es für Sitzungen eine Entschädigung für Kinderbetreuungskosten gibt, erst jetzt sei das umgesetzt worden, erzählte Reinalter – und nun sitzt endlich auch eine Alleinerziehende im Kreistag.

Gewählt werden Frauen, das zeigen Studien, von Frauen nicht öfter als von Männern. Man traut dem Herrn Doktor einfach mehr zu als einer Frau – und das gilt eben auch für Frauen, vielleicht spielt Neid auf den Erfolg anderer Frauen hier auch eine Rolle. Wie nötig weibliches Engagement in der Politik ist, zeigte Anja Reinalter auf: In Deutschland sitzen weniger Frauen in politischen Gremien als in Ruanda. Themen wiederum gibt es genug, so sind Frauen mehr von Altersarmut betroffen, werden verstärkt an Haus und Herd zurückgedrängt, gerade in rechten Kreisen ist der Antifeminismus groß. Themen, derer sich der Landesfrauenrat ebenso annimmt wie der Genderplanung und dem Ausstieg aus der Prostitution. Der Rat verbindet Frauen aus allen Parteien, und das empfiehlt sich auch im kommunalen Bereich.

Überparteiliche Frauennetzwerke als Erfolgsmodell, auch auf lokaler Ebene, wo die Parteizugehörigkeit keine große Rolle spielt – eine Empfehlung, die wir Frauen an dem Abend bereits angingen, denn zum Stammtisch waren alle Gemeinde- und Ortschaftsrätinnen aus dem Landkreis eingeladen und werden es auch zukünftig sein. Mehr Beteiligung von Frauen am politischen Leben kann nur in Solidarität miteinander erreicht werden – ein Fazit des Abends. Schließlich sollten wir Frauen uns auch nicht auf „Frauenthemen“ reduzieren: Am virtuellen Stammtisch saßen unter anderem Fachfrauen für Wirtschaft, Finanzen und Steuerrecht. Und ein weiteres Fazit, das betonte Bundestagskandidatin Annette Reif: „Frauen brauchen Vorbilder, um zu sehen, dass auch Frauen in der Lage sind politische Verantwortung zu übernehmen!“