Bettina Schuler-Kargoll (rechts) führte uns durch ihren Betrieb.

Besuch bei Schuler Rohstoff

Auf Einladung von Geschäftsführerin Bettina Schuler-Kargoll besuchte unser überparteilicher Frauenstammtisch mit unsrer Kandidatin Annette Reif jetzt ihren Recycling-Betrieb in Deißlingen. Wir erfuhren dabei, wie stark die Rohstoff-Branche die wirtschaftlichen Veränderungen spürt und sich ständig neu ausrichten muss, aber auch, wie sehr das Recycling zum Umwelt- und Klimaschutz beiträgt.

Bettina Schuler-Kargoll ist eine der wenigen Frauen in der Branche und hätte gerne mehr um sich, doch das ist nicht so einfach, denn Mädchen bewerben sich nicht gerne in der männerdominierten Branche. Sie übernahm den Betrieb 1994 von ihrem Vater Erwin und war damit Pionierin, „ich hab mich oft einsam gefühlt.“ Einfach war das nicht, wie sie erzählte: Bei ihrer ersten Sitzung mit Geschäftsführern anderer Betriebe wurde hinter ihrem Rücken gemunkelt, ihr Vater habe wohl neu geheiratet. „Ich hab immer wieder gehört: Die Tochter kann das nicht.“ Doch sie hat sich durchgesetzt und leitet heute nicht nur den Familienbetrieb mit 105 Mitarbeitern, sondern ist auch Landesvorsitzende des Verbands der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und entsorgungsunternehmen (BDSV). Ihren Besucherinnen zeigte sie nicht nur die riesigen Maschinen zum Zerkleinern von Stahl und anderen Metallen, sondern auch, wie hier unter anderem Kunststoff, Papier und sogar Katalysatoren recycelt werden.

Strenge Umweltauflagen hält Schuler Rohstoffe ein, sogar eine Messanlage für Radioaktivität gibt es bei der Waage in der Einfahrt, die die Besucherinnen auch gleich ausprobierten – alle zusammen kamen auf gut 900 Kilo. Auf den Dächern der Firma liegen 6500 Quadratmeter Photovoltaik, die weit mehr Strom produzieren als die Firma nutzt, auch für Warmwasser sorgt die Sonne, geheizt wird mit Abfallholz. Und überhaupt ist Recycling purer Umweltschutz, wie Bettina Schuler-Kargoll erläuterte: Stahl kann immer wieder neu eingeschmolzen und wieder verwendet werden. Und das im Gegensatz zur Stahlproduktion in Hochöfen ganz ohne Kohle, sondern mit Strom.

So appellierte die Geschäftsführerin auch an die Politik: Die EEG-Umlage brauche es weiter, um Sonnenstrom lukrativ zu machen und so das energieintensive Recycling zu fördern. Schuler Rohstoffe engagiert sich aber noch mehr für Umweltschutz: Eine eigens entwickelte App sorgt dafür, dass die Routen der LKWs perfekt abgestimmt sind, 60 Prozent wird per Bahn transportiert. „Stahlschrott ist klassisches Schüttgut, das gehört auf die Bahn!“, so die Geschäftsführerin.

Dafür hält Schuler auch eine aufwändige Infrastruktur am firmeneigenen Bahnanschluss vor, allerdings fehlt es nicht nur während des Bahnstreiks an Loks und Waggons. Auch stellt sich die Branche bereits auf die Transformation der Autoindustrie ein: E-Fahrzeuge bestehen aus wesentlich weniger Teilen als Verbrenner, also muss auch weniger recycelt werden. Auch daher hat sich Schuler unter anderem auf Kunststoffrecycling spezialisiert, aber auch hier hatte Bettina Schuler-Kargoll eine Bitte an die Politik: Die unterschiedlichsten Verpackungen und Verbundstoffe machen das Recycling kompliziert. „Die Politik muss hier steuern“, so die Geschäftsführerin. Ein sehr grünes Thema, für das sich Annette im Fall ihrer Wahl gerne einsetzen möchte. Den Abschluss des Abends machte ein kleiner Imbiss und passenderweise ein Gläschen Prosecco.