Gut 200 Leute kamen zur dritten Menschenkette am Montag.

Auf Nazis mit dem Finger zeigen

„Wir stehen hier nicht, weil wir die Gesellschaft spalten wollen. Nein, wir hoffen, auf Wege, wieder zueinander zu kommen.“ Das sagte Elke Reichenbach am Montagabend bei der bereits dritten Menschenkette, die die Gemeinderätin vom Forum für Rottweil mit Peter Bruker von den Grünen zusammen organisiert hat.

Reichenbach stellte klar: „Wir stehen hier, weil wir sehen, wie Gruppen am rechten politischen Rand unserer Gesellschaft einen Keil zwischen uns treiben. Gruppen, die die Unzufriedenheit nutzen, um an den Grundfesten unserer Demokratie zu rütteln und sie zum Einsturz bringen wollen.“ Nicht auf Nachbarn oder Freunde, die aus einem Gefühl der Ohnmacht und Wut heraus einen Weg des Protests suchen, wolle man mit den Fingern zeigen. Sondern auf die, die keine Diskussion zulassen, die ihre Mitläufer und Spaziergänger teils fest im Griff halten, „auf diese Menschen, die ich als Nazis bezeichne, auf sie wollen wir mit dem Finger zeigen.“ Elke Reichenbach betonte aber auch, dass ihr manchmal die Wut hochkrieche, „weil es nötig ist, auf die Straße zu gehen, statt an einem Tisch zu sitzen.“ Dafür gab es Applaus, und dann Musik von Bernhard Czmiel aus Furtwangen, der die Teilnehmer der Menschenkette wunderbar unterhielt.


Hingegen blieb es in der Hochbrücktorstrraße nicht so friedlich, hier hatten sich nach Polizeiangeben 950 Leute versammelt, von denen sich kaum jemand an die eigens vom Landratsamt vorgegebene und auch per Durchsage am Abend betonte Masken- und Abstandspflicht hielt. Auf ein Trillerpfeifenkommando setzten sie sich in Marsch in Richtung Stadtgraben, um dann am Schwarzen Tor vorbei und über den Münsterplatz wieder in die Hochbrücktorstraße zu laufen. Mit Tröten, weiteren Trillerpfeifen und Gesängen wie „Oh, wie ist das schön“, blockierten sie teilweise den Verkehr, es kam zu verbalen Zusammenstößen mit Autofahrern.

Die Polizei schritt ein, verteilte Anzeigen und Platzverweise und musste sich dabei einiges anhören: Die Beamten seien gar keine, die Uniformen könnten ja auch Fasnetskostüme sein, meckerte einer. Er trage aus gesundheitlichen Gründen keine Maske, ein Attest brauche er nicht. Und meinte dann: „Wir werden Sie alle noch erwischen!“ Als kurze Zeit später die Polizei Leute verhaftete, wurde es aggressiv, einige skandieren „Widerstand, Widerstand“ und „Schämt Euch!“, die Menge fiel ein, die Beamten bekamen Verstärkung von den Kollegen in der Oberen Hauptstraße. Schließlich beruhigte sich die Situation wieder, die Leute spazierten nach Hause. In der Oberen Hauptstraße genossen die friedlichen Demonstranten das Open-Air-Konzert mit Bernhard Czmiel, und Peter Bruker kündigte an, man werde sich nächsten Montag wieder treffen. Dann allerdings in neuem Format, um Brücken zu schlagen. Wie das genau aussieht, wird am Mittwoch in einer Pressekonferenz bekannt gegeben.