Dr. Jens Borchers ist Chef der Forstverwaltung des fürstenbergischen Forsts, Harald Ebner der Forstexperte der Grünen im Bundestag. Mit ihnen und weiteren Fachleuten waren wir mit Annette Reif, unsrer Bundestagskandidatin, und einigen Waldbesitzern neulich bei Schenkenzell im Wald unterwegs.
Vorausgegangen war eine spannende und kontroverse – digitale – Diskussion über die Zukunft des Waldes im Frühjahr, damals lud Dr. Borchers uns zur Waldbegehung ein. In ein ganz schwieriges Stück Wald, das sich auf 300 bis 800 Höhenmeter erstreckt und daher großteils nicht mir großen Forstmaschinen bearbeitet werden kann. Jens Borchers betonte, dass der Wald immer schon ökonomisch genutzt wurde: „Er ist Produkt ökonomischen Handelns!“ Im Fürstenbergischen Forst arbeiten 200 Leute, also muss er auch Gewinn abwerfen. „Die ambitionierten Ziele der Grünen bereiten mir Sorge“, so der Forstwirt.
Harald Ebner, Landschaftsökologe, stellte klar: „Klimaschutz ist Waldschutz. Wir haben keine Zeit!“ Zeit für den ökologischen Waldumbau, doch wie sieht der aus? Ebner erläuterte, dass das vom Standort abhängig ist, von Geologie, Topographie und Klima vor Ort. Hier, auf den Höhen des Schwarzwalds, wachsen Douglasien, die vor 110 Jahren gepflanzt wurden. Sie scheinen sich hier wohlzufühlen, und Ebner betonte, dieser nicht heimische Nadelbaum hier durchaus seine Berechtigung habe – eben an Standorten, wo das heimische Nadelholz nicht mehr funktioniert. „Man muss ausprobieren, wie die Douglasie den Klimawandel verträgt. Die alten Gewissheiten funktionieren heute nicht mehr.“ Ein Mischwald, der sich selbst fortpflanzt, ohne Aufforstung, ist nach unserer Ansicht am ehesten klimaresistent, aber Annette stellte klar: „Für mich muss auch im Wald Ökonomie und Ökologie zusammen funktionieren.“
Dr. Borchers erläuterte, dass es heute nur noch halb so viele Niederschläge gibt wie früher, was vor allem der Buche zu schaffen macht. Wie sich Wald ohne große Eingriffe entwickelt, war beim zweiten Teil des Rundgangs zu sehen: Hier hat vor 20 Jahren Sturm Lothar alles umgeblasen, die Förster haben danach hier Douglasien gepflanzt, ansonsten die Versamung geschehen lassen und machen jetzt nur noch Jungbestandspflege. Heißt, der Wald kann wachsen wie er möchte, die Förster sorgen nur dafür, dass die gesunden Bäume genug Licht haben, schwache werden umgesägt, in maximal einen Meter große Stücke zerlegt und verrotten dann zu Humus.
Dass dies aufwändig und kostenintensiv ist, stellte Dr. Jens Borchers klar. „Das ist Handarbeit, kleinere Waldbesitzer können das nicht leisten.“ Der Fürstenbergische Forst kann es, hier gibt es genug Altholz, das Erlös bringt. Für mehr Holzerlös soll nach dem grünen Wahlprogramm auch das Bauen mit Holz sorgen, so Harald Ebner. Buche werde heute zu 80 Prozent zu Brennholz verarbeitet, auch das möchte man ändern. Dabei haben wir Grünen nichts gegen Brennholz, „aber ein Baum, der 30 Jahre lang wächst, ist zu schade dafür. Ein Holzhaus hingegen ist nachhaltig und langlebig.“
Im Roßberghof, diesem wunderschön restaurierten, denkmalgeschützten Schwarzwaldhof, tauschte man sich abschließend aus und war sich einig: Der Wald ist Generationenarbeit. Die Waldwirtschaft arbeitet heute mit dem, was die letzte Generation gemacht hat, und was sie heute macht, bearbeiten nächste Generationen. Und das ist auch das Programm der Grünen, stellte Harald Ebner klar: „Eine Gesellschaft hat immer drei Zustände: Gestern, heute und morgen.“ Ein sehr interessanter Austausch, fand nicht nur Annette Reif. „Mir ist es ganz wichtig, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und deren Sichtweise zu verstehen. Das ist die Politik des Gehörtwerdens, für die ich stehe.“