Die Gäubahn-Tunnelpläne sind eine Nebelkerze
„Die schönste Kosten-Nutzen-Rechnung nutzt nichts, wenn die Belange der Fahrgäste nicht berücksichtigt werden“, ärgere ich mich über die jüngst vorgestellten Planungen des Bundesverkehrsministeriums zur Gäubahn. „Böblingen und Singen als Halte abzuschaffen ist ein Schildbürgerstreich – ein paar Minuten Fahrtzeitgewinn, um die Kosten-Nutzen-Rechnung positiv zu bekommen, wird mit dem Wegfall vieler Fahrgäste bezahlt.“ Die Gäubahn muss weiterhin zentral enden! „Wir wollen den Ergänzungsbahnhof unterirdisch im Gleisbett der jetzigen Gäubahn, andockend an den neuen Bahnhof, dann kann Stuttgart obendrüber bebauen.“
Für mich ist der neu geplante Tunnel eine Nebelkerze, über deren Planung wir in Jahrzehnten immer noch sprechen werden – lasst uns jetzt Nägel mit Köpfen machen und mit dem Ergänzungsbahnhof loslegen! Im Vertrag von Lugano mit der Schweiz hat sich Deutschland im Jahr 1996 unter anderem dazu verpflichtet, die Gäubahn auszubauen. 25 Jahre lang tat sich nichts. Erst jetzt, nachdem für den Filderabschnitt von Stuttgart 21 Entscheidungen immer dringender werden, wird plötzlich ein Ausbau der Gäubahn präsentiert. „Ist dies nur ein zeitlicher Zufall oder hängt das dann doch irgendwie mit Stuttgart 21 zusammen?“ Für das Letztere sprächen einige Dinge: So ist es inzwischen bis zur CDU durchgedrungen, dass die ursprünglich geplante Führung der Gäubahn über die Strecke der Flughafen-S-Bahn nicht realisierbar ist. Umso schlimmer, wenn der CDU-Kollege jetzt die Idee des neuen Gäubahn-Tunnels mit Streichung der Böblinger und Singener Haltestellen als Erfolg feiert.
Vor allem, ist die Kosten-Nutzen-Rechnung „schöngerechnet“. Knapp eine Milliarde Euro sind angesetzt – das renommierte Planungsbüro Vieregg Rössler gehe jedoch von 2,73 Milliarden Euro aus. Wenn man sieht, wie sich die Kosten von Stuttgart 21 entwickelt haben, tendiere ich zu der Kostenschätzung von Vieregg Rössler – die hatten schon bei der Kostenschätzung von Stuttgart 21 Recht. Wir brauchen eine pragmatische, schnell umsetzbare Lösung – und das ist der unterirdische Ergänzungsbahnhof im bisherigen Gäubahn-Gleisbett.