Beim Bauen mit natürlichen Baustoffen brauchen wir den Fokus auf mehr Aus- und Weiterbildung!
Ich habe mich mit dem Lörracher Bundestagsabgeordneten Gerhard Zickenheiner und Landtagszweitkandidaten Hubert Nowack zur Zukunft des Bauens unterhalten. Im Rahmen unserer Videokonferenz wurde klar, dass den natürlichen Baustoffen die Vorfahrt einzuräumen ist.
Um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens einhalten zu können, müsse sich auch die Art des Bauens grundlegend verändern, so Gerhard Zickenheiner zum Auftakt seines Statements. Gute Botschaften vernehme er dabei von der EU-Kommission, die insgesamt mehr auf Kreislaufwirtschaft setze. „Leider folgt die Bundesregierung dieser Zielsetzung zu langsam“, so der grüne Bundestagsabgeordnete. Zu sehr bestimme die Lobby der Zementhersteller und Betonbauer die politischen Entscheidungen. Er verwies darauf, dass Zement bei Herstellung und Verarbeitung weltweit auf dem dritten Platz bei den CO²-Emmissionen liege. Die Zukunft beim Bau sieht er eindeutig in der Renovierung, Umnutzung und Erweiterung von Bestandsgebäuden. „Beim Umbau wie auch beim notwendigen Neubau werden wir aus Klimaschutzgründen zukünftig auf natürliche Baustoffe setzen müssen“, betonte Gerhard Zickenheiner.
Hubert Nowack, Zimmermeister und grüner Zweitkandidat für die Landtagswahl, bestätigte dies aus seiner Erfahrung. „Der Holzbau wirkt CO²-senkend und sorgt in Verbindung mit anderen natürlichen Baustoffen für ein angenehmes Raumklima“. Im Blick auf die Wiederverwertbarkeit seien Holz- und Holzsystembauten gegenüber Zement und Beton eindeutig im Vorteil.
Zum Thema Lehmbau brachte Stefan Glück von der Firma Lehmbau Glück aus Lauterbach seine Erfahrungen ein und berichtete von wachsendem Interesse. „Strohbau in Verbindung mit Lehm schafft das perfekte Raumklima“ betonte Otto Merz, Architekt aus Mundelfingen. Man kennt sich, Merz und Nowack bauten zusammen den Waldorfkindergarten in Schwenningen, und ein Strohballenhaus in Mundelfingen wurde von Stefan Glück verputzt. Alle Experten verwiesen auf einen enormen Fachkräftemangel im Bauhandwerk, insbesondere auch beim Nachwuchs. „Es gibt keine direkte Ausbildung für Lehmbau, sondern das muss man sich selbst erarbeiten“, erklärte Stefan Glück. Hierzu informierte Sebastian Lederer, gelernter Schreiner und jetziger Student der Architektur aus Konstanz, der auch in der Grünen Landesarbeitsgemeinschaft Bauen aktiv ist: „Wir haben für Aus- und Weiterbildung im Handwerk gezielt Ideen erarbeitet, die inzwischen innerhalb der Partei in ganzer Breite mitgetragen werden“, sagt er.
Neubau des Landratsamtsgebäudes wird ein energetisches Highlight
Hubert Nowack ging auch auf den Neubau des Landratsamtsgebäudes ein, bei dem ein Fokus auf Nachhaltigkeit und energetische Bauweise gelegt wurde. „Dass der Neubau des Landratsamts Rottweil in Holz-Hybridbauweise gemacht wird und kein neuer Betonklotz, hat viel mit dem Einsatz der grünen Kreistagsfraktion zu tun – wir haben schwer dafür gekämpft, dass dieser Bau energetisch ein Highlight wird!“
Übrigens: unser Wahlprogramm hat für Baumaßnahmen im Bestand und für die Verwendung natürlicher Baustoffe konkrete Fördermaßnahmen vorgesehen. Aber das schönste Förderprogramm nützt uns nichts, wenn wir nicht die Fachleute haben, die das dann umsetzen.