Oberndorf – eine ganz besondere Stadt. Zum zweiten Mal dreht der Filmemacher Wolfgang Landgraeber einen Film über die Oberndorferinnen und Oberndorfer – gemeinsam mit Die Linke KV RW und dem Forum für Rottweil haben wir zum Filmabend im Central-Kino eingeladen. Nicht, um anzuklagen – sondern um eine Diskussion anzustoßen.
Hier die PM:
PRESSEMITTEILUNG
Wolfgang Landgraebers Film „Vom Töten leben“ in Rottweil
Am gestrigen Donnerstag zeigte Filmemacher Wolfgang Landgraeber seinen neuesten Film „Vom Töten leben“ vor gut 70 Zuschauern im Central-Kino in Rottweil. Eingeladen hatten ihn die Kreisverbände von Bündnis 90 /Die Grünen, Die Linke und das Forum für Rottweil, die übrigens „sehr friedvoll zusammen organisiert und koordiniert haben“, wie Sonja Rajsp von den Grünen betonte. Es sei nicht Ziel, einen anklagenden Film zu zeigen, sondern zum Diskutieren anzuregen. Oberndorf sei nicht nur in der Waffenproduktion ganz vorn mit dabei – „als es darum ging, Flüchtlinge willkommen zu heißen, waren die Oberndorfer die Ersten weit und breit, die sich organisierten und das Netzwerk „Offene Hände“ gründeten. „Die danach gegründeten Hilfsnetzwerke haben sich ein Beispiel am „Oberndorfer Modell“ genommen“, so Rajsp.
Eindrucksvoll zeigt der neue Film die Schere zwischen der Sicherung des Lebensunterhalts für viele Menschen und und die Kehrseite der Medaille, die in Form von Flüchtlingen an Oberndorfs Tür klopft. Vor 30 Jahren drehte Landgraeber schon mal einen Film über Oberndorf – durch Rückblenden zeigt er auf, was sich seitdem verändert bzw. nicht verändert hat.
Im Anschluss an den Film hochklassige Diskussion
Die Gelegenheit zum Diskutieren nutzten viele Rottweiler. Immer wieder kam die Frage auf, ob es denn keine andere Möglichkeit gäbe, in Oberndorf sein Geld zu verdienen. Der Friedensaktivist Ulrich Pfaff, der in beiden Filmen zu sehen ist, betonte: „Selbstverständlich!“ Zeitweise, vor allem nach den beiden Weltkriegen, habe Heckler & Koch auch ganz andere Geräte hergestellt. „Aber dann, als Deutschland wieder Waffen produzieren durfte, kam die Verlockung des großen Geldes“ – und sie seien zur Waffenproduktion zurückgekehrt.
Und das mit der Verantwortung – wie man sein Geld verdiene und wie man damit leben könne, das müsse jeder für sich selbst entscheiden, so das Credo. Eine Zuschauerin erzählte, dass sie damals in Schramberg in der „Uhrenfabrik“, die zu dem Zeitpunkt gar keine war, ein Praktikum habe machen sollen. Als sie erfuhr, dass anstatt Uhren Munition produziert wurde, verzichtete sie.
„Schade, dass niemand von Heckler & Koch da war – sie hätten viele Geschäftsideen mitnehmen können“, fassten Sonja Rajsp und Bernhard Pahlmann zusammen.
Bild anbei: Goerz
v.l.n.r.: Wolfgang Landgraeber (Filmemacher), Ulrich Pfaff (Friedensaktivist), Sonja Rajsp (Grüne / Flüchtlingshilfe), Eva Scherer (Flüchtlingshilfe)
p.s. wir hatten’s nebenbei übrigens noch schön – leckerster Cappuccino in der Rottweiler Fußgängerzone: